Ich war so enttäuscht! War ich doch im Himmel gewesen! Und nie mehr wollte ich fortgehen! Ich war einfach nur glücklich, absolut glücklich. Noch heute spüre ich das Gefühl der Sicherheit, des Friedens und der vollkommenen Geborgenheit. Dazu schimmert vor den inneren Augen meiner Erinnerung alles golden, so wie es dort war, wunderschön und überhaupt nicht kitschig. Da war die Gegenwart unzähliger Wesen um mich herum, in völliger Harmonie, in Liebe und überfliessender Freude … Engel?

Das war vor mehr als einem halben Jahrhundert, ich war vielleicht so 7 Jahre alt. Als ich mich wach in meinem Bett und in meinem Erdenleben wiederfand, bat ich Gott von ganzem Herzen, mir zu helfen, zu ihm und damit wieder an diesen wunderbaren Ort zu kommen. Von da an war diese Sehnsucht in mir, die mich durch meine ganze Kindheit und Jugend begleitete. Es gelang ihr immer wieder, an die Oberfläche meines Bewusstseins zu kommen und mir meine heimlichen Fragen und mein inneres Suchen zu zeigen. Diese Sehnsucht brachte mich schliesslich zu dem Moment, an dem ich Gottes Werben um mein Leben zuliess und zu entdecken begann, dass es bei ihm nicht um Religion geht, sondern um eine Liebesbeziehung.

Mein „Himmelstraum“ ist nicht der einzige, der mich in der Kindheit prägte. Da gab es noch den anderen, den ich regelmässig hatte und den ich richtig fürchtete. Davon erzähle ich ein andermal.

Diese Träume habe ich lange Zeit vergessen. Erst viel später kamen sie wieder in mein Bewusstsein und liessen mich über die Tiefe ihrer Bedeutung staunen und mich darüber freuen, wie Gottes Liebe in meiner Kindheit nach mir suchte.

Besonders in den letzten beiden Jahren durfte ich ganz neu entdecken, dass Gott durch Träume mit mir redet. Wer sagt jetzt aber, dass das damals ein Reden von Gott war und nicht nur irgendein innerer Vorgang von Vergangenheitsbewältigung, ein Ausdruck von Wunsch oder Hoffnung, oder Verdauung der gestrigen Pizza?

Im Buch Hiob, wohl der ältesten Schrift in der Bibel, steht eine bemerkenswerte Aussage: „Gott redet einmal und zum zweiten Mal, aber man beachtet es nicht. Im Traum, im Nachtgesicht, wenn tie­fer Schlaf die Menschen befällt und sie auf ihren Lagern schlummern, da öffnet er das Ohr der Menschen und besiegelt seine Warnung an sie, um den Menschen von seinem Tun abzubringen und den Mann vor dem Hochmut zu bewahren, damit er seine Seele vom Verderben zurückhalte, und sein Leben davon, in den Wurfspieß zu rennen.“ ‭‭Hiob‬ ‭33:14-18

Man könnte diese Aussagen vielleicht als bedrohlich oder kontrollierend verstehen. Ich glaube, das Gegenteil trifft zu: Hier zeigt sich die liebevolle Sorge eines Vaters, der sich zutiefst um das Wohlergehen seines Kindes kümmert und alles versucht, sein Herz mit Ermutigung und gutem Rat zu erreichen.